Der Beitrag des Faches Geschichte zum Umgang mit Heterogenität
In Zeiten, in denen Schule und Gesellschaft grundlegenden Veränderungen unterworfen sind, ist Unterricht ohne die Berücksichtigung verschiedenster Formen von Heterogenität kaum noch denkbar. Gerade im Fach Geschichte bieten sich vielfältige Möglichkeiten, den verschiedenen Erscheinungsformen von Heterogenität nicht nur pädagogisch gerecht zu werden, sondern sie didaktisch und methodisch zum Prinzip der Unterrichtsgestaltung zu machen. Dies wird seit längerem in der geschichtsdidaktischen Literatur intensiv diskutiert und eingefordert, allerdings gibt es hierzu bisher vergleichsweise wenige Unterrichtsbeispiele.[1]
Neben individuellen Voraussetzungen der Lernenden wie Arbeitshaltung, Interessen, Lerntempo, Leistungsbereitschaft usw., die Gestaltung und Erfolg des Unterrichts beeinflussen, können für historisches Lernen folgende Faktoren besonders relevant sein: Herkunft, Kultur, Sprache, Geschlecht u. a. m. In ihrer historischen Bedingtheit und Relevanz sind diese Faktoren zugleich selbst Gegenstand des Geschichtsunterrichts.
Der Geschichtsunterricht ermöglicht und erfordert binnendifferenziertes und individualisiertes Lernen auf folgenden Ebenen:
1) Wahl des Unterrichtsthemas
2) Wahl der Materialien
3) Methoden und Sozialformen
4) Aufgaben
Zusätzlich können auch Lernstandskontrollen sowie Leistungsfeststellung und Leistungsbeurteilung ganz oder teilweise differenziert erfolgen.
Auf der Grundlage dieser Strukturierung wurden einzelne Beispiele seitens der Fachberater ausgearbeitet, hier die Übersicht:
Thema | Jahrgangsstufe | Beitrag zu Heko |
Das Alte Ägypten | 7 | Kollaboratives Lernen |
Die Französische Revolution | 9 | Offenes Lernen (Portfolio) |
Imperialismus | 9 | Projektunterricht, Offenes Lernen |
Inflation und Weltwirtschaftskrise | 10 | Binnendifferenzierte Gruppenarbeiten |
Widerstand gegen den Nationalsozialismus (an Beispielen regionaler Geschichte) | 10 | Stationen-Lernen |
Themen- und Jahrgangsstufenübergreifend | 7-12
7-10 | Lernen durch Lehren
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Der aktuelle Stand der Kompetenzorientierung und die Entwicklung des neuen Lehrplans für die Sekundarstufe I wurden dabei berücksichtigt. Die Unterrichtsbeispiele sollen den Kolleginnen und Kollegen als Anregung dienen. Die Weiterentwicklung binnendifferenzierter Unterrichtseinheiten bleibt eine gemeinsame Aufgabe aller am Geschichtsunterricht Beteiligten.[2]
Fachkonferenzen, aber auch interessierte Fachkolleginnen und Fachkollegen, können sich zur Beratung an ihren jeweiligen Fachberater wenden. Neben der Behandlung des Themas Heterogenität im Geschichtsunterricht im Rahmen einer Fachkonferenz bietet es sich besonders an, das Thema in einer Schule als ganztägigen Fortbildungstag zu planen unter Einbeziehung der Fachberater mehrerer Fächer.
Die vollständigen Ausarbeitungen stehen auf der Fachberaterseite zum Download bereit.
[1] Vgl. Kühberger, Christoph / Windischbauer, Elfriede: Individualisierung und Differenzierung im Geschichtsunterricht. Offenes Lernen in Theorie und Praxis, Schwalbach / Taunus 2011; Wenzel, Birgit: Kreative und innovative Methoden. Geschichtsunterricht einmal anders. Schwalbach / Taunus 2010; Adamski, Peter: Gruppen- und Partnerarbeit im Geschichtsunterricht. Historisches Lernen kooperativ. Schwalbach / Taunus 2010; Windischbauer, Elfriede: Offene Lernformen im Geschichtsunterricht, in: GWU 57 (2006), S. 628-650; Strotzka, Heinz / Windischbauer, Elfriede / Delahaij, Emile: Offenes Lernen im Geschichtsunterricht für die Sekundarstufe I unter besonderer Berücksichtigung der Integration und des Interkulturellen Lernens, Wien 1999; Zeitschrift „Geschichte lernen“: Heft „Differenzierung“, Nr. 123 (2008); Heft „Gruppenarbeit und kooperatives Lernen“, Nr. 131 (2009).
[2] Einen Überblick über die verschiedenen methodischen Möglichkeiten bietet seit kurzem das Heft der Praxis Geschichte 3/2012 in der Rubrik Unterrichtspraxis: Goebel, Eva: Differenzierung. Aufgaben, Methoden und Lernbegleitung: Praxis Geschichte 3/2012, Beilage I-III.