3. Bearbeiten & Verändern
Info-Blätter
Info-Blätter im Unterricht zu erstellen ist eine Idee von Alexander König. Dazu benötigt man nur ein gängiges Office-Programm. Verfügt die Schule über interaktive Whiteboards, lässt sich auch die Software nutzen, die mit den Boards diverser Hersteller mitgeliefert wird – dies ist noch einfacher. Die Schülerinnen und Schüler erstellen zu einem Thema oder aus einem vorgegebenen Text ein Schema, das die wichtigsten Informationen und ihre Zusammenhängen grafisch darstellt.
Der Vorteil der digitalen Arbeit liegt hierbei besonders in den zusätzlichen Gestaltungsmöglichkeiten, die auch die Integration von audiovisuellen Medien (Bildern, Tönen, Videos) erlauben. Die Produkte sind auf einfache Weise ansprechend zu gestalten, unabhängig von der Handschrift und den künstlerischen Fähigkeiten des Einzelnen. Dies fördert die Konzentration auf die fachliche Darstellung von Inhalten und Zusammenhängen.
Da die Ergebnisse in digitaler Form vorliegen, lassen sie sich zudem sehr einfach in gleicher Qualität weitergeben und -verarbeiten. Auf diese Weise können die erstellten Info-Blätter besprochen und verglichen und ggf. allen Schülerinnen und Schülern z. B. zum Lernen für Tests und Klausuren zur Verfügung gestellt werden. Die Schülerinnen und Schüler können die ausgetauschten Produkte noch weiter ergänzen und entsprechend ihren Bedürfnissen verändern.
Foto-Manipulation
Die „digitale Revolution“ ermöglicht es nicht nur jedem, ganz einfach Bilder und Videos aufzunehmen und zu veröffentlichen. Ebenso einfach ist die kaum noch zu erkennende, nachträgliche Veränderung von bildlichen Zeugnissen. Zwar konnten Bilder schon immer manipuliert werden. Doch wird in der digitalen Welt von heute eine neue Qualität erreicht, die es umso mehr notwendig macht, dieselben kritischen Verfahren wie beim Umgang mit Textquellen anzuwenden.
Die Funktionsweise des menschlichen Auges verleitet dazu, einer fotografischen oder videografierten Abbildung eher Glauben zu schenken und ihr ein hohes Maß an Objektivität zuzuerkennen. Um hier ein kritisches Bewusstsein bei Jugendlichen zu fördern, ist es einerseits nötig, die Perspektivität von Bildern zu verdeutlichen. Andererseits kann die eigene Manipulation von Fotos eine gute Möglichkeit sein aufzuzeigen, wie mit einfachen Mitteln Bildaussagen verändert werden können. Aktuelle Beispiele aus der Diskussion um die Wehrmachtsausstellung oder aus dem Irak-Krieg können hier als Einstieg dienen.
Nach der Einführung in das Thema und dem Besprechen einiger Beispiele suchen die Schüler im Internet ein Foto, das sie selbst bearbeiten wollen – entweder zu einer Epoche ihrer Wahl oder eingebettet in den Unterrichtsgang. Dabei lassen sich en passant sowohl Fragen des Urheberrechts als auch Strategien für die Bildersuche im Internet thematisieren.
Besonders hilfreich ist hierbei die erweiterte Bildsuche von Google, die ein Filtern nach Lizenz der Bilder erlaubt. Für den Geschichtsunterricht besonders interessant sind die „Commons“ von Wikimedia sowie beim Online-Fotodienst Flickr. Hier werden zahlreiche historische Fotoaufnahmen unter freier Lizenz angeboten, u.a. aus dem umfangreichen Fundus des deutschen Bundesarchivs sowie der niederländischen und britischen Nationalarchive.
In der Folge sind die Schülerinnen und Schüler aufgefordert, die Aussage des ausgewählten Bildes mit Hilfe digitaler Bearbeitung zu „fälschen“. Dabei sind ihrer Kreativität keine Grenzen gesetzt. In Schulen, die mit interaktiven Whiteboards ausgestattet sind, bietet sich die jeweilige Software an. Aktuelle und kostenlose Programme zur Bildbearbeitung finden sich u. a. unter chip.de zusammengestellt. Gegebenenfalls bietet es sich an, die Bildbearbeitung als Hausaufgabe über mehrere Tage aufzugeben.
Abschließend werden alle Bilder, die Originale und Fälschungen, im Klassenraum oder in der Schule ausgestellt. Die Schülerinnen und Schüler können die Bilder der anderen z. B. mit Hilfe von (Klebe-) Punkten bewerten. Im Anschluss ist es sinnvoll, in einer abschließenden Diskussion die Schülerinnen und Schüler ihre Bewertung kurz begründen zu lassen, warum sie die Fälschung einzelner Bilder für besonders gelungen halten. Dabei werden automatisch nicht nur technische, sondern auch inhaltliche Punkte zur Sprache kommen. Die Schülerinnen und Schüler sind in der Folge sensibilisiert für die Einfachheit und die verschiedenen Möglichkeiten, mit der sich visuelle Materialien manipulieren lassen.
Kartenarbeit im Internet
Online-Anwendungen wie z.B. Google Maps können vielfältig im Alltag eingesetzt werden. So kann der kostenlose Dienst etwa den günstigsten Weg per Auto oder per pedes zwischen beliebigen Punkten ermitteln – im Alltag oder auf Urlaubsreisen. Integrierte Satellitenaufnahmen ermöglichen es ferner, bereits einen Blick in die nähere Umgebung des gebuchten Hotels oder des für einen Hauskauf in Frage kommenden Objekts zu werfen.
Google Maps kann mit großem Mehrwert in der Schule eingesetzt werden. Offenkundig sind die Möglichkeiten für den Geographieunterricht und für die (virtuelle) Erkundung anderer Länder im Fremdsprachenunterricht. Doch auch im Geschichtsunterricht lässt sich die Anwendung didaktisch sinnvoll einsetzen – etwa zur Vorbereitung und Durchführung von Stadtrundgängen.
Der Online-Kartendienst kann unterstützend dazu beitragen, die „großen Themen der Geschichte“ auf den lokalen Erfahrungsraum der Schülerinnen und Schüler runterzubrechen und so räumliche Nähe erfahrbar werden zu lassen. Ebenso denkbar ist der Einsatz von Google Maps für die Vorbereitung von Exkursionen und Klassenfahrten.
Dabei sind zwei Möglichkeiten denkbar: Die Schülerinnen und Schüler erstellen selbst einen (virtuellen) Rundgang und erstellen eine eigene Karte in Google Maps. Oder: Die Lernenden nutzen bereits bestehende Karten als Ausgangspunkt für Referate oder selbst gestaltete Rundgänge.
Ein Beispiel für eine solche (von Lehrenden gestaltete) Karte auf Google Maps findet sich in einer Handreichung (PDF) des Pädagogischen Landesinstituts Standort Koblenz. Sie erläutert die Arbeit mit eigenen Karten in Google Maps und zeigt einige der Möglichkeiten am Beispiel der Geschichte von Koblenz zwischen 1933 und 1945 auf.
Die Onlinekarten bieten Verknüpfungsmöglichkeiten von Bildern und Text mit genauer Lokalisierung. Im Sinne des viel zitierten „spatial turn“ der Geschichtswissenschaft kann hier die Bedeutung des Raums für das Verstehen genutzt werden. In dem genannten Projekt zeigt sich dies exemplarisch u.a. an der Nähe und Präsenz der Orte nationalsozialistischen Terrors in der Stadt.
Eigene Karten zu gestalten ist auch mit anderen internetbasierten Programmen möglich. Diese bieten teilweise deutlich mehr Möglichkeiten und schönere Vorlagen als Google Maps. Auf Deutsch gibt es hier z.B. Stepmap. Nur auf Englisch verfügbar ist hingegen uMapper.
Zuletzt soll auch noch auf eine der Möglichkeiten von „Google Earth“ für den Unterrichtseinsatz hingewiesen werden: Google Earth beinhaltet zahlreiche 3D-Modelle historischer Orte und Gebäude, u.a des antiken Roms oder Berlins mit dem Verlauf der Berliner Mauer, die zu virtuellen Stadterdkundungen einladen.
Daniel Bernsen (RFB Geschichte Koblenz) und Thomas Spahn (Universität Oldenburg)