Eingabe einer Gastwirtin aus dem Jahre 1913
Die Eingabe einer Gastwirtin spiegelt die Nöte und Sorgen zu unternehmerisch tätigen Frau und ihrer weiblichen Angestellten zu einer Zeit, als dieses Gasthaus noch außerhalb des dicht bebauten Raumes der Stadt Speyer lag und eine durchgehende Beleuchtung der Verbindungsstraße noch fehlte. Zugleich wird deutlich, welchen Wert die Polizeibehörde ihrerseits auf die regelmäßige Übernahme der Meldezettel legte, um den Aufenthalt von Besuchern bzw. Ortsfremden in der Stadt kontrollieren zu können.
Die positive Reaktion der Polizeibehörde auf den Antrag der Gastwirtin macht deutlich, dass auch im wilhelminischen Obrigkeitsstaat die Sorgen der Bürger nicht ignoriert wurden. Zugleich wird anhand der Bedingungen, welche die Polizeibehörde für ihre Zustimmung zu der von der Gastwirtin vorgeschlagenen Verfahrensweise stellt, deutlich, dass man auf jeden Fall eine Einflussnahme der Gäste der Gastwirtschaft auf den Vollzug des polizeilichen Auftrags vermeiden wollte – also das, was heute unter dem Stichwort „Kampf gegen Korruption“ noch immer ein Thema ist.
Dr. Walter Rummel, Landesarchiv Speyer