Schulaufsatz von Herta Morgens, Schülerin der 5. Klasse, vom 19.11.1914 zum Thema: Kriegsausbruch 1914
Der Aufsatz von Herta Morgens vom 19.11.1914 spiegelt die Zerrissenheit der Gesellschaft gegenüber dem Thema Krieg. Auf der einen Seite beklagt der Text die verheerenden Folgen eines Krieges für das individuelle Glück, aber auch für Wirtschaft und Kultur (explizit erwähnt wird der Untergang der belgischen Stadt Löwen aufgrund deutschen Artilleriebeschusses; dabei ging die wertvolle Bibliothek in den Flammen unter), andererseits wird der Krieg idealisiert und gepriesen als Akt der Reinigung und Kräftigung eines Volkes, aus dem alle und alles neu und gleichsam gestählt wieder hervorgehen würden.
Da davon auszugehen ist, dass solche Gedanken im Rahmen der 5. Klasse noch nicht ureigenste Überzeugung der Schüler und Schülernnen waren, wird man darin in erster Linie die Vermittlung entsprechender Vorstellungen im Unterricht sehen können. Wie hoch auch immer Anteil der persönlichen Überzeugung einer Lehrkraft einzuschätzen ist, es stehen hier Humanisums gegen Heroismus und Universalismus gegen Nationalismus.
Dr. Walter Rummel